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FLORILEGIUM

  • Simon-Petrus-Kirche Bremen (Karte)

In Florilegium setzt sich False Consonance mit der Schnittstelle von französischer und italienischer Barockmusik auseinander, und zwar aus der Perspektive des Komponisten Georg Muffats, der insbesondere in seinen beiden Publikationen Florilegium primum (1695) und secundum (1698) den Versuch unternahm, eine kompositorische Synthese beider Stile zu erreichen:

Die Noten, die Seiten, die liebliche Music-Thonen geben mir meine Verrichtungen, und da ich die Französische Art der Teutschen und Welschen einmenge, keinen Krieg anstiffte, sondern vielleicht derer Völker erwünschter Zusammenstimmung, dem lieben Frieden etwann vorspiele.

Muffat, der als echter Kosmopolit seiner Zeit gelten kann und sowohl in Frankreich als auch Italien lebte und studierte, ebenso in Prag und Salzburg, bis er sich schließlich in Passau seine letzten Jahre verbrachte, sucht nicht nur die seiner Ansicht nach besten Elemente beider Kompositionsarten zu verbinden, sondern vornehmlich auch das Gemeinsame, das Einende und Versöhnliche der Musik der wichtigsten europäischen Nationen zu betonen. Aus heutiger Sicht ist er damit ein Vorreiter des europäischen Gedankens "Einheit in Vielfalt" - eine geistige Errungenschaft, die in den letzten Jahren mehr und mehr ins Wanken gerät.

Den Anfang des Programms macht eins von Muffats Concerti grossi, hier auf einen Trio-Satz reduziert, das den besonderen, fast romantisch anmutenden Titel "Delirium amoris" (dt. "Liebeswahn") trägt und in der sich italienisch geprägte Instrumentalsätze mit französischen Tänzen abwechseln. Im Weiteren begegnet das Publikum zwei Komponisten, die unmittelbar mit Georg Muffat in Verbindung stehen und ihn beeinflussten, und zwar Arcangelo Corelli, der mit seinen Violinsonaten op. 5 zu einem der bewundertsten Musikern Europas aufstieg, und Marin Marais, der ebenso wie Muffat beim Hofkomponisten Louis XIV. Jean-Baptiste Lully studierte und den französischen Stil entscheidend prägte. Bevor das Programm mit einem von Muffats berührendsten Werken, einer großangelegten Chaconne (ebenfalls in einer Trio-Bearbeitung), schließt, blickt das Programm auf einen Komponisten, in dem Muffats Wunsch nach "Zusammenstimmung" gewissermaßen fortlebte: Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich der sogenannte "Buffonistenstreit" losbrach, eine herbe Auseinandersetzung, welcher Opernstil, der italienische oder der französische, der bessere sei, weigerte sich Joseph Bodin de Boismortier in dieser Sache Stellung zu beziehen und zog sich aus dem Musikleben zurück, denn er hatte stets versucht, Elemente aus beiden Richtungen zu vereinigen.

Das Wort Florilegium bedeutet grob übersetzt "Blütenlese": False Consonance präsentiert in seinem gleichnamigen Programm selbst auserkorene Blüten der französischen und der italienischen Musik sowie Muffats durchmischten Stils, von Personen die ihm nahe standen und seine kosmopolitische Gedankenwelt beeinflussten oder forttrugen. Georg Muffat selbst, der das Wort mit "Blumen-Bund" übersetzt, gibt außerdem noch folgenden Gedanken anbei:

Es hat die Music mit den Blumen dises gemein, dass sie den Schatten und die Kälte förchte, durch deß Lichts aber und der Wärme Gutthat wachse und erhalten werde.

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